FOMO Angst etwas zu verpassen

FOMO ist die Abkürzung für: Fear Of Missing Out!

Zwischenmenschliche Interaktionen sind für das Selbstwertgefühl wichtig. Deswegen ist es für uns alle so schön, unsere Zeit mit Freunden zu verbringen. Bei FOMO spielt aber die Angst davor, ständig etwas zu verpassen, eine wichtige Rolle. Social Media verleitet dazu, uns öffentlich zur Schau zu stellen. Wir senden Fotos, teilen Freunden, Verwandten und Bekannten mit, wo wir uns gerade aufhalten und was wir so treiben. Andererseits können wir genauso die Statusupdates in WhatsApp oder Facebook anschauen, um uns ein Bild darüberzumachen, wo unsere Freunde gerade zu Tisch sind und was dort Deftiges aufgetischt wird. Es ist eine regelrechte Sucht: Das Verlangen danach, Informationen über das Leben unserer Mitmenschen zu bekommen oder uns selbst in ein gutes Licht zu stellen. Genau das tun wir, indem wir den anderen Menschen zeigen, was wir gerade Interessantes tun.

Laut einer DAK-StudieWhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media“ von 2017 nutzen 12-17-Jährige die sozialen Medien ca. 3 Stunden am Tag.

Kinder und Jugendliche von heute sind die Arbeitnehmer von morgen.

FOMO heißt auch Freude durch Belohnung

Durch die sogenannten „Likes“ bekommen wir ein Zeichen der Anerkennung und dieses wirkt, ob real oder virtuell, auf das Belohnungssystem im Gehirn. Wenn unsere Freunde die tollen Bilder und Erlebnisse bewundern, ist das für uns ein Zeichen der Anerkennung. Gerade für all die Menschen, deren Bedürfnis geliebt und respektiert zu werden anderweitig nicht genügend erfüllt, sind die „Likes“ aus der Elektrokiste wichtig. Deswegen sind sie ständig in der Versuchung zu kontrollieren oder sich mitzuteilen.

Real, unreal, wichtig oder unwichtig?

Das Phänomen FOMO beschreibt dabei, das Gefühl ständig etwas zu verpassen. Deswegen zählt es zu den psychischen Belastungen, die zu Stress, Nervosität oder Aufmerksamkeitsstörungen führen können. Verbunden mit der ständigen Informationsflut kann FOMO dazu führen, dass die Menschen Schwierigkeiten dabei haben, wichtige und unwichtige Informationen zu trennen, zu hinterfragen oder bewusst auszuwählen. Dadurch ist es natürlich schwierig, eigene Entscheidungen zu treffen.

Durch das „Posten“ (wie das heute heißt) toller Urlaubsbilder oder Videos von interessanten Aktivitäten, kann sich der Betrachter oft „minderwertiger“ fühlen. Nicht jeder hinterfragt, ob tatsächlich alle Häuser in der gezeigten Umgebung so imposant sind, oder ob der Bildausschnitt dies nur suggeriert.  Manche Menschen haben vielleicht auch den Eindruck, diese Dinge nicht selbst erleben zu können, oder eben seltener als die Freunde bzw. Verwandten. Schließlich werden in der Regel nur die Höhepunkte eines Ereignisses gepostet. Das reale Bild des Alltages wird verzerrt. Denn in jedem Leben gibt es nicht nur Höhepunkte.

Ablenkung während der Arbeit ist gefährlich

Unabhängig der psychologischen Hintergründe von FOMO, der Entstehung und der intensiven Nutzung der sozialen Medien, darf dieser Effekt im Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht unterschätzt werden. Letzten Endes ist die Ablenkung durch Smartphone, Tablet und allen weiteren internetfähigen Technologien während der Arbeitszeit nichts anderes, als die Arbeitsaufgabe zu vernachlässigen. Es entstehen Fehler, Fristen werden nicht eingehalten und Ärger ist die logische Konsequenz. Kann dann wieder das Gefühl entstehen, etwas nicht zu können?

Ablenkung bei Maschinentätigkeiten oder beim Führen von Fahrzeugen kann sogar gefährlich werden.

Aus diesem Grund sollte das Benutzen der modernen Kommunikationsmittel am Arbeitsplatz hinterfragt werden. Natürlich gibt es Tätigkeiten, die den Einsatz von Social Media notwendig machen. Alle anderen Tätigkeiten sollten aber völlig ohne diese Technik auskommen. Ab in den Schrank!

Das Sozialleben am Arbeitsplatz ist wichtig

Oft liegt gerade am Arbeitsplatz ein sozialer Mittelpunkt der Menschen. Der Austausch mit Kollegen (ins Nachbarbüro laufen, statt einer E-Mail zu schreiben) ist auch eine wertvolle, soziale Interaktion. Manchen hilft der Arbeitsalltag auch, Probleme oder die Einsamkeit aus dem Privatleben kurzzeitig zu verlassen und so wertvolle Kraft zu tanken. Wenn dies im kollegialen Umfeld nicht möglich ist, weil es ständig Streitereien und Spannungen gibt, könnte es ein Hinweis auf notwendige Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.

FOMO im Kontext der ständigen Erreichbarkeit

FOMO kann auch im Kontext der ständigen Erreichbarkeit gesetzt werden. Während manche Beschäftigte unzufrieden sind, weil sie nicht viel mitbekommen oder die Arbeit nicht erledigt ist, fühlen sich andere eher gezwungen in der Freizeit erreichbar zu sein.

Nicht jeder ist in der Lage, in der Freizeit von der Arbeit abzuschalten. Die Erholungsphasen werden dadurch kürzer bzw. weniger intensiv, sodass es schnell zu einer Überforderung kommen kann. Bei überwiegend geistigen Arbeiten schadet die eingeschränkte Konzentration dem Ergebnis. Wegen der ständigen Erreichbarkeit und der Angst etwas zu verpassen, muss der Arbeitgeber im Rahmen der psychischen Gefährdungsbeurteilung Maßnahmen festlegen, die den Einsatz der modernen Kommunikationsmittel regelt.

Gesundheitsmanagement: Betrieblich und Persönlich als Einheit

Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein guter Anknüpfpunkt, um Angebote für die Beschäftigten zu erarbeiten. Dabei können im ersten Schritt Informationen zum Thema FOMO vermittelt werden. In einem Workshop können die Beschäftigten selbst die Probleme ermitteln und zur Entwicklung von Lösungsstrategien beitragen.

Das Interessante an diesen Präventionsmaßnahmen ist, dass sich die Lösungsansätze sicherlich nicht nur im beruflichen Alltag umsetzen lassen, sondern auch im Privatleben. Auch da kann man im Straßenverkehr abgelenkt werden.

Die Thematik FOMO ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie das betriebliche und das persönliche Gesundheitsmanagement verzahnt sind.